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Matthias Schwehm
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Gestalttherapie

Die Gestalttherapie gehört zu den hermeneutisch-phänomenologisch ausgerichteten erlebnisaktivierenden Psychotherapieverfahren und ist wichtige Vertreterin der humanistischen Psychologie. Häufig vorkommende Begriffe:

Gestalttherapie, Fritz Perls, Wirksamkeit, Zeitstunden, Gestalt, Psychotherapie, Therapie, Theorie, Organismus, Begriff, Patienten, Studien, Laura Perls

Als Begründer dieser Psychotherapie-Methode gelten die psychoanalytisch ausgebildeten Fritz Perls und Laura Perls, sowie Paul Goodman, ein Vertreter des philosophischen Anarchismus. Die Gestalttherapie entwickelt sich zu weiten Teilen aus der Psychoanalyse und in Kritik an und in Abgrenzung zu ihr; unter Rückgriff u.a. auf die Gestaltpsychologie und die Therapieformen von Wilhelm Reich. Gestalttherapie versteht sich als ganzheitliche Therapie, also als eine Therapie, die von der Einheit von Körper, Geist und Seele ausgeht.

In der Schweiz und Österreich ist, im Gegensatz zu Deutschland, die Gestalttherapie anerkanntes und abrechenbares Verfahren. Die Anerkennung als abrechenbares Verfahren ist allerdings auch ein politischer Prozess, der nicht ausschließlich von der Qualität der Therapieform abhängig ist.

Inhaltsverzeichnis Gestalttherapie

Theorie der Gestalttherapie

Der Gestaltbegriff und das Konzept der Kontaktstörung (Gestalttherapie)

Ein Grundbegriff des Konzeptes ist das der "unabgeschlossenen Gestalt", was bedeutet, dass der Anpassungsprozess des Organismus/der Psyche an die Umwelt (und umgekehrt) als Kontaktprozess aufgrund möglicher Störungen nicht vollständig geschehen konnte. Ergebnis ist eine Kontaktstörung. Damit konnte sich eine "vollständige (oder 'geschlossene') Gestalt" im Sinne einer abgeschlossenen Anpassungsleistung nicht ausbilden.

Ursprünglich stammt der Begriff der "Gestalt" aus der Gestaltpsychologie, einer Psychologie der Wahrnehmung. Fritz und Laura Perls wenden ihn aber auf den ganzen Organismus an und orientieren sich dabei vornehmlich an der Gestalttheorie des Neurologen Kurt Goldstein und seiner ganzheitlichen Theorie des Organismus. Schöne Beispiele für Anpassungsleistungen und somit Schließen von Gestalten finden sich in den Veröffentlichungen von Oliver Sacks.

Perls hatte zunächst den Begriff "Existentialtherapie" als Bezeichnung für diese von ihm und seiner Frau Lore (später Laura) entwickelten neuen Psychotherapie im Sinn; da dieser Begriff aber zu sehr mit der Philosophie Sartres verknüpft war und damit mit dessen Freiheitsbegriff, verzichtete Perls darauf.

Das Konzept des Gewahrseins (Gestalttherapie)

Im Mittelpunkt der gestalttherapeutischen Methode steht die Entwicklung und Verfeinerung des Gewahrseins (Bewusstheit; der englische Begriff lautet "awareness") aller gerade vorhandenen und zugänglichen Gefühle, Empfindungen und Verhaltensweisen des Klienten. Der Klient soll dadurch in die Lage versetzt werden, seine Kontaktstörungen als solche zu erkennen und zu erleben, die ihn daran hindern, mit seiner Umwelt in einen befriedigenden Austausch zu treten. Über die Reaktivierung emotionaler Bedürfnisse und der Wahrnehmung derselben soll es dem Klienten ermöglicht werden, seine Kontaktstörung zu überwinden. Daraus folgt eines der wichtigsten Arbeitsprinzipien der Gestalttherapie, das Prinzip des Hier-und-Jetzt: Die gegenwärtige Situation, auch die zwischen Klient und Therapeut, wird als der entscheidende "Ort" betrachtet, wo Veränderung geschieht. Vergangenheit und Zukunft kommen auch in dieser gegenwärtigen Situation ins Spiel: z.B. als Erinnerung oder als Planung.

Das dialogische Prinzip (Gestalttherapie)

Durch die direkte und konkrete Arbeit an aktuellen Situationen und an der Beziehung zwischen Klient und Therapeut soll der Kontakt des Patienten zu sich selbst und zu seiner Umwelt gefördert und unterstützt, und bestehende Kontaktstörungen überwunden werden. Auf diese Weise werden die Selbstheilungskräfte des Patienten freigelegt und neue Einsichten, Erfahrungen und Verhaltensmöglichkeiten erschlossen. Die Selbstheilungskräfte betrachtet die Gestalttherapie als Teil der organismischen Selbstregulation, also der Fähigkeit des Organismus, sich in seiner Umgebung zu erhalten. Durch verschiedene Übungen und methodische Grundhaltungen soll die Selbstregulation gefördert werden.

Die therapeutische Beziehung in der Gestalttherapie - verstanden als Dialogische Gestalttherapie - orientiert sich an den Grundsätzen der existentiellen Beziehungsphilosophie Martin Bubers, der 'dialogischen Haltung'. Buber unterscheidet zwischen dem Handeln aus einer sog. Ich-Es-Haltung ("sachlich", auf ein Objekt bezogen, auch wenn das Gegenüber ein Mensch ist), und dem Handeln aus einer sog. Ich-Du-Haltung heraus, einer Hinwendung zum anderen Menschen auf gleicher Ebene, bei der die Person in ihrer Einzigartigkeit wertgeschätzt wird, ohne einen Zweck zu verfolgen. Beide Haltungen stehen in einem Wechselverhältnis zueinander, und werden je nach Erfordernis der Situation gewählt. Diese Haltung, in der die Therapiesituation als eine besondere Begegnung im Sinne Bubers verstanden wird, die ein hohes Maß an Authentizität und Wahrhaftigkeit erfordert, ist grundlegend für die Gestalttherapie.

Geschichte der Gestalttherapie

Von "Gestalttherapie" kann man seit dem Erscheinen des gleichnamigen Buches (Fritz Perls und Paul Goodman gemeinsam mit Ralph F. Hefferline) 1951 sprechen.
Innerhalb der Gestalttherapie haben sich nach der Gründungsphase in den USA und davon ausgehend in Europa unterschiedliche Varianten, Strömungen und Stile herausgebildet. Dazu hat zunächst einmal die theoretisch und praktisch sehr vielgestaltige und wenig kanonisierte Hinterlassenschaft der Gründungsphase wesentlich beigetragen. Die unterschiedliche therapeutische Arbeitsweise von Fritz Perls auf der einen und Laura Perls auf der anderen Seite kam in der Folge hinzu.
In der Geschichte der Gestalttherapie war es besonders Barry Stevens, die sich dem Körper-Aspekt des Organismus widmete, und die ihre eigene Form gestalttherapeutischer Körperarbeit entwickelte. Heute wird die Gestalttherapie neben niedergelassenen Therapeuten vor allem auch in Kliniken angewendet. Gestalttherapie gehört zu den nicht abrechenbaren Therapieformen. Ihrer Wirksamkeit ist nach Klaus Grawe denen der anderen Therapieformen mit Ausnahme der Verhaltenstherapie ähnlich.

Richtungen (Gestalttherapie)

Heute finden sich in der Gestalttherapie Ausrichtungen, die den Schwerpunkt vorwiegend auf die Erlebnisaktivierung und damit einhergehende kathartische Erlebnisse setzen, neben anderen, für die die geduldige Entwicklung der therapeutischen Beziehung und der Beziehungsfähigkeit des Patienten im Mittelpunkt steht. Eine Unterteilung in unterschiedliche "Schulen" ist allerdings nicht erkennbar - heute noch weniger als etwa in den 70er Jahren. Eine völlig eigenständige Entwicklung stellt daneben die von Hans-Jürgen Walter begründete Gestalttheoretische Psychotherapie dar, die sich unmittelbar auf die Gestaltpsychologie bzw. Gestalttheorie stützt. Ebenfalls zu nennen ist die von Hilarion Petzold begründete Integrative Therapie, die die Gestalttherapie stark miteinbezieht, aber nur als einen von mehreren therapeutischen Ansätzen.

Wirksamkeit der Gestalttherapie

Hauptartikel: Psychotherapieforschung

In einer Fülle von Einzeluntersuchungen (Experimentelle & Statistische Studien, Fallstudien u.a.) wurde die Wirksamkeit unterschiedlicher psychotherapeutischer Verfahren überprüft. Hier ist insbesondere Klaus Grawe zu nennen, der den verhaltenstherapeutischen/kognitiven Therapieformen eine signifikant höhere Wirksamkeit zugesprochen hat. Allerdings ist die Debatte als solche nicht als beendet zu betrachten. Vielen der großen Meta-Analysen zur Wirksamkeit von Psychotherapie zufolge steht die Wirksamkeit kognitiv-verhaltenstherapeutischer, psychodynamisch/psychoanalytischer und humanistischer/gesprächspsychotherapeutischer Verfahren bei einer Vielzahl von psychischen Störungen inzwischen außer Frage.

In der Wirksamkeitsforschung der Gestalttherapie sind die Studien von Willi Butollo und Leslie S. Greenberg zu nennen. Greenbergs Untersuchungen bezogen sich auf einzelne Techniken und deren Effektivität, Butollo untersuchte die Wirksamkeit der Gestalttherapie bei Angststörungen. Beide kommen zu dem Schluss, das die Gestalttherapie eine hohe Effizienz aufweise.

Eine Übersicht über den Forschungsstand der Gestalttherapie legt Strümpfel (2006) vor. Die Systematisierung dokumentiert 432 empirischen Arbeiten, von Einzelfalldarstellungen und -analysen bis zu kompletten Studien. Inhaltlich dargestellt werden 113 veröffentlichte wissenschaftlichen Studien, die über Einzelfallanalysen hinausgehen, sowie eine weitere Anzahl unveröffentlichter Arbeiten wie Dissertationen und Forschungsberichte. In die klinisch relevanten Wirksamkeitsuntersuchungen gehen die Daten von insgesamt mehr als 4500 Personen ein. Dokumentiert wird die Wirksamkeit von Gestalttherapie bei verschiedenen, auch schweren psychischen Störungsbildern, wie sie sich bei psychiatrischen Patienten z.B. mit der Diagnose Schizophrenie findet, aber auch bei weiter verbreiteten Problemen wie depressiven, Angst-, Abhängigkeits- und psychosomatischen Störungen. Studien, in denen Gestalttherapie mit kognitiver Verhaltenstherapie verglichen wird, zeigen vergleichbare Verbesserungen unter beiden Behandlungen für die untersuchten Gruppen für die meisten Symptome, aber stärkere positive Effekte unter Gestalttherapie für die sozialen Kompetenzen der Patienten, insbesondere was die Lösung von zwischenmenschlichen Konflikten betrifft.

Ausbildung (Gestalttherapie)

Die Ausbildung zum Gestalttherapeuten ist, wie bei den meisten Psychotherpieformen, über freie Institute organisiert, die sich zum Teil in Verbänden organisiert haben (siehe weiter unten: "Gestalttherapie-Verbände"). Die Institute z.B., die sich in der DVG (Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie e.V.) zusammengeschlossen haben, haben sich auf folgende verbindliche Ausbildungsstandards geeinigt. Hierbei muss bedacht werden, dass es jedoch keine Notwendigkeit gibt, diese Standards auch umzusetzen, da der Begriff Gestalttherapeut selber nicht geschützt ist. Der Standard der DVG sieht einen Umfang von 1.450 Zeitstunden vor, die in einem Zeitraum von 3 bis 5 Jahren durchgeführt werden sollen, die wie folgt gegliedert sind:

  • Selbsterfahrung – Gruppe 170 Zeitstunden
  • Einzellehrtherapie - 80 Zeitstunden
  • Theorie und Praxis - 375 Zeitstunden
  • Theorie/Praxis-Seminare und Kongresse und kollegiales Tutorium - 275 Zeitstunden
  • Supervision - 130 Zeitstunden
  • Einzelsupervision - 20 Zeitstunden
  • Behandlungspraxis - 400 Zeitstunden

Hiermit werden die Europäischen Standards der EAGT (European Association for Gestalt Therapy) erfüllt. Erst mit dieser Ausbildung kann ein Gestalttherapeut die Zusatzbezeichnung DVG führen. Die Gründe für die zur Zeit geltenden Bestimmungen liegen letztlich auch in der anarchistischen Vergangenheit der ürsprüngllichen gestaltherapeutischen Bewegungen, die sich ja nicht zuletzt auch als Gegenbewegung zum damaligen psychoanalytischen Establishment gebildet hatte. Deshalb sind auch heute Institute, die nicht als Ausbildungsinstitute der DVG gelten, in der Ausbildung der Gestalttherapeuten tätig und allgemein anerkannt.


Siehe auch: Jesper Juul, Gestaltpädagogik

Literatur zur Gestalttherapie

Gestalttherapie - Einführungen

  • Albrecht Boeckh: Die Gestalttherapie. Eine praktische Orientierungshilfe. Kreuz - Verlag, Stuttgart 2006. ISBN 3-7831-2826-9
  • Erhard Doubrawa u. Stefan Blankertz: Einladung zur Gestalttherapie. Eine Einführung mit Beispielen. Hammer, Wuppertal (4) 2005, ISBN 3-87294-847-4
  • Erhard Doubrawa: Die Seele berühren. Erzählte Gestalttherapie. Hammer, Wuppertal (2) 2004, ISBN 3-87294-908-X
  • Frank-Matthias Staemmler u. Werner Bock: Ganzheitliche Veränderung in der Gestalttherapie. Hammer, Wuppertal 2004, ISBN 3-87294-780-X
  • Bruno-Paul de Roeck: Gras unter meinen Füssen. Eine ungewöhnliche Einführung in die Gestalttherapie. Rowohlt, ISBN 3-499-17944-X

Gestalttherapie - Weiterführende Literatur

  • Reinhard Fuhr u.a. (Hrsg.): Handbuch der Gestalttherapie. Hogrefe, Göttingen 1999, ISBN 3-8017-1286-9
  • Lotte Hartmann-Kottek: Gestalttherapie. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-20163-7
  • Markus Hochgerner (Hrsg.): Gestalttherapie. Facultas, Wien 2004, ISBN 3-85076-643-8
  • Erving und Miriam Polster: Gestalttherapie. Theorie und Praxis der integrativen Gestalttherapie. Hammer, Wuppertal 2001, ISBN 3-87294-872-5
  • Margherita Spagnuolo Lobb / Nancy Amendt-Lyon: Die Kunst der Gestalttherapie. Eine schöpferische Wechselbeziehung. Springer, Wien 2006, ISBN 3-211-27091-4
  • Uwe Strümpfel: Therapie der Gefühle. Forschungsbefunde zur Gestalttherapie. EHP, Köln 2006, ISBN 3-89797-015-5. siehe auch die Buch-HP.: www.therapie-der-gefuehle.de
  • John O. Stevens: Die Kunst der Wahrnehmung. Übungen der Gestalt-Therapie . GTB, Gütersloh (17) 2006, ISBN 3-579-02278-4
  • Frank-M. Staemmler: Therapeutische Beziehung und Diagnose. Pfeiffer, München 1993, ISBN 3-7904-0610-4

Weblinks zur Gestalttherapie

Gestalttherapie - Verbände:

Gestalttherapie - Zeitschriften:

Gestalttherapie - Lexikon:

Gestalttherapie - Sammlungen von Online-Artikeln:

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Gestalttherapie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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